Deutschland
Schopenhauer schreibt: „Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.“
Schopenhauer hat recht.
Ich erlaube zu ergänzen, daß mir persönlich Nationalbewusstsein um so wichtiger ist. Ich bin in diesem Sinne froh in diese durch die Normen des Grundgesetzes eingerahmte Gemeinschaft (freilich rein zufällig) hingewachsen zu sein.
Ich nehme trotz dieser Zufälligkeit die Geschichte und die Eigenarten dieser (meiner) Nation sehr wahr. Ich freue mich über einen Schopenhauer und andere, und ich schäme mich für den Nationalsozialismus.
Ich spüre für mich aus diesem Bewusstsein, ganz ohne Schuld oder Last, Verantwortung aus der schrecklichen Historie meiner Nation. Ich denke, daß diese Verantwortung ohne das entsprechende Bewußtsein nicht möglich oder nicht so tiefgehend wäre.
Deswegen empfinde ich beides letztlich auch positiv – als Aufgabe.